Giro della Sicilia - Reisetagebuch von Lia, SPORTLER Bike Team
Am Freitag, den 26. Mai um 10:00 Uhr früh treffe ich mich mit Luca und unseren Kollegen im SPORTLER Bike Store in Bozen, die uns helfen, unsere Fahrräder für die bevorstehende Reise fachgerecht zu verpacken. Wir haben vor, am "Giro della Sicilia" teilzunehmen, der dieses Jahr im Parco delle Madonie im Norden Siziliens stattfindet.
Das Ziel des Giro della Sicilia ist es, die landschaftlich reizvollen Gebiete Siziliens mit ihren landwirtschaftlichen und handwerklichen Erzeugnissen vorzustellen und den Teilnehmern gleichzeitig den sportlichen Aspekt durch sichere Zeitfahretappen im Anstieg zu bieten.
Luca nahm bereits mehrmals an dieser Veranstaltung teil und hat mir schon viel davon erzählt. Zum Geburtstag schenkten ihm die Kollegen eine Startnummer und um das Team mit einzubeziehen, fragte er in die Runde, wer diese Erfahrung mit ihm teilen möchte. Ich habe keine Sekunde gezögert, diese Herausforderung anzunehmen, obwohl ich erst seit weniger als einem Jahr Fahrrad fahre.
Umgib dich mit Menschen, deren Augen leuchten, wenn sie dich kommen sehen.
Unser Flug nach Palermo startet von Verona aus, das wir mit einem Direktzug erreichen, wobei unsere Fahrräder nun in sperrigen Kartons verpackt sind. Wir geben unser "Zusatzgepäck" beim Check-in ab, gehen durch die Sicherheitskontrollen und an Bord. "Bitte anschnallen, wir sind startklar!" In etwas mehr als einer Stunde werden wir in Sizilien sein!
Bei unserer Ankunft erwartet uns Guido, der Präsident und Organisator der Veranstaltung und ein guter Freund von Luca. "Hier sind unsere Radfahrer aus den Dolomiten, wie schön, euch hier zu haben!" Die sizilianische Gastfreundschaft ist sofort spürbar: Küsse und Umarmungen und ab zum Abendessen. Wir genießen das ausgezeichnete Essen und die gute Gesellschaft am Tisch. Doch jetzt ist höchste Zeit zum Schlafen! Wir sind erschöpft.
DAY 0 - Voraberkundung der Gegend
Es ist der Wecker, der uns daran erinnert, dass wir uns in Sizilien befinden. Wir frühstücken und bauen voller Adrenalin unsere Fahrräder für eine Erkundungstour zusammen. Bei unserer Rückkehr studieren wir die GPX-Tracks für die kommenden Tage, laden die Fahrradcomputer und Uhren auf, füllen unsere Vorräte auf und entspannen uns.
DAY 1 - "Un mare di montagne" Ein Meer aus Bergen
Strategie für den ersten Tag: EINFACH GENIESSEN! Am Start drängeln sich im Vergleich zu den anderen Etappen etwa 250 Radfahrer:innen aus ganz Italien und auch aus anderen Ländern. Heute findet zusätzlich ein Rennen des "Coppa della Sicilia"-Zyklus statt. Wir beobachten uns gegenseitig, studieren die anderen, vergleichen unsere Fahrräder und uns, um uns so langsam kennenzulernen. Es gibt einige Südtiroler Landsleute, und unser SPORTLER Bike Team erregt sofort allgemeines Interesse.
LET'S GO! Wir haben 40 km vor uns mit 1600 Höhenmetern, um das Rifugio Marini in Piano Battaglia zu erreichen. Hier kann man im Winter Skifahren - unglaublich! Der Slogan der Veranstaltung trifft wirklich zu: "Ein Meer aus Bergen!" Die letzten 12 km des Bergzeitfahrens fordern mich heraus, mein Bestes zu geben. Ich versuche, meinem Vordermann zu folgen, spüre wie meine Herzfrequenz immer weiter steigt, meine Muskeln brennen und mein Atem knapper wird. Meine Beine bewegen sich flink auf den Pedalen, ich wechsle das Tempo, getragen vom Jubel der Menschen entlang der Strecke. Ich kann nicht mehr, ich verlangsame das Tempo, gönne mir ein Energie-Gel, konzentriere mich und lasse mich weiterhin von den Emotionen mitreißen, die ich erlebe. Ich weiß, dass die Anstrengung, die ich aufbringe, mich glücklich machen wird. Ich fahre weiter, beschleunige, stehe auf den Pedalen und überquere schließlich unter dem Jubel des Publikums die Ziellinie!
Welche Freude, ich habe es geschafft, ich wusste es, wie cool!
Zeit für die PASTA PARTY und augenblicklich ist die ganze Anstrengung vergessen. "Wie lief es? Hast du Spaß gehabt? Wie geht es dir? Hast du gegessen?" Es ist so schön, sich Teil von etwas Großem zu fühlen, sich zu begeistern, sich zu umarmen und Freuden und Schmerzen zu teilen. Das ist der Sport, den ich liebe!
Dann geht es bergab! Nur noch bergab, was für uns bedeutet: 40 km purer Spaß und jede Menge Adrenalin. Zurück im Resort und sofort auf zum Strand.
DAY 2 - Castelbuono ist wirklich "buono"!
Der zweite Tag erwartet uns mit 95 km und 1700 Höhenmetern. Der erste Teil führt uns die Küste entlang... was für ein Spektakel für die Augen!
Das 9 km lange Einzelzeitfahren bringt uns nach Pollina, einem der ersten charakteristischen Dörfer, die wir auf dieser Etappe treffen werden. Castelbuono ist die höchstgelegene Stadt, die wir erreichen, bevor wir wieder Richtung Meer fahren. Bei unserer Ankunft im Dorf erwarten uns lächelnde Senioren auf dem Platz, Menschen vor den örtlichen Lokalen, spielende Kinder auf dem Platz. Sie haben Tische für uns aufgestellt, damit wir die typischen lokalen Produkte wie Brot, Öl und Salz, Panettone mit Eis, Granita probieren können... was für eine Freude, dieser Giro della Sicilia!
DAY 3 - Ruhetag... ich würde sagen, hart erkämpft und verdient!
Wir haben bereits 240 km und 4500 Höhenmeter in den Beinen. Wir entscheiden uns, mit dem Zug nach Palermo zu fahren, um den Tag mit gutem Essen, den Düften der Region, Kunst und Kultur zu verbringen, begleitet von etwas Regen und faszinierenden Ausblicken auf die Altstadt. Hier weicht der Sport eher dem Street Food und den architektonischen Schönheiten.
Wer einmal den Himmel von Palermo gesehen hat, wird ihn niemals vergessen können
(J. W. von Goethe) - Wie recht er hat...
DAY 4 - Inmitten der schönsten Dörfer Italiens
Für den heutigen Nachmittag sind Regenfälle vorhergesagt, daher wird die Strecke aus Sicherheitsgründen geändert. Wir stecken eine Regenjacke in die Tasche unserer Trikots und machen uns bereit. Das Ziel des Zeitfahrens auf Kopfsteinpflaster führt uns zum kleinen Dorfplatz von Geraci. Völlig berechtigt steht es auf der Liste der schönsten Dörfer Italiens. Wir genießen es, bevor es in eine unterhaltsame und aufregende Abfahrt geht, trotz Regens und nassen Asphalts.
DAY 5 – FULL GAS!
Luca und ich haben für heute eine neue Strategie: VOLLGAS! Unter den Besten in unserer Kategorie zu sein, wird zu einem verlockenden Ziel, also entscheiden wir uns, auch heute wieder alles zu geben. Der Wettkampfgeist wird spürbar! Die Zeitmessung ist relativ kurz, also gelingt es uns... JUHU! Der Rest der Etappe ist eine Entdeckungsreise durch weitere wunderschöne Dörfer, typische Produkte und atemberaubende Anstiege und Abfahrten mit spektakulären Aussichten. Der "Cannolo" in Caccamo nach der Zeitmessung wird uns ewig in Erinnerung bleiben! Abends gehen wir mit einer Gruppe Gleichaltriger, die wir unter den Radfahrern kennengelernt haben und mit denen wir von Anfang an gut harmonieren, zum Abendessen nach Cefalù. Wir lachen und scherzen am Tisch, teilen Emotionen und genießen gutes Essen und guten Wein, während wir feststellen, wie viel wir gemeinsam haben. Was für ein Glück, uns kennengelernt zu haben! Nach dem Abendessen machen wir einen Spaziergang (zum Verdauen) in die Innenstadt bis zum Dom... ein Traum!
DAY 6 - Die letzte Etappe
Die Melancholie radelt bereits mit... schon die letzte Etappe? Genießen wir sie in vollen Zügen! Es ist eigentlich eine kurze Etappe (im Vergleich zu den anderen) mit weniger als 1000 Höhenmetern und einem 10 km langen Bergzeitfahren. Aber Luca hat eine schlechte Nacht hinter sich und auch ich fühle mich sehr müde und habe heute keinen guten Draht zum Drahtesel. Wir unterstützen uns gegenseitig. Gerade rechtzeitig zum Aufwärmen beginnt das Zeitfahren! Wir fühlen uns besser und beschließen, unser Bestes zu geben, und noch etwas mehr, trotz allem. Für Luca läuft es nicht gut, er hat einen Platten nach der Hälfte der Strecke des Zeitfahrens und muss auf den mobilen Reparaturservice warten, bevor er kurz danach wieder starten kann. Ich versuche, ein gutes Tempo zu halten, ohne außer Atem zu geraten, und steige auf den letzten Kilometern in die Pedale.
Ich bin bereits an meiner Grenze, jetzt in Zone 5, mein Herz schlägt auf Hochtouren und meine Beine folgen ihm, das Ziel ist in Sicht, ich höre die Leute in der Ferne jubeln, ich muss weitermachen! Völlig außer Atem erreiche ich das Ziel, diesmal habe ich wirklich alles gegeben... was für eine Befriedigung! Wir gratulieren uns gegenseitig, wir sind alle vollkommen erschöpft, hungrig und durstig. Es braucht einige Minuten Zeit, um zu realisieren, was wir gerade erreicht haben! Die Zufriedenheit und ein Lächeln kehren auf unsere müden Gesichter zurück. Um dem bevorstehenden Sturm zu entgehen, steigen wir schnell wieder auf die Räder. Am Strand erwartet uns die lang ersehnte PASTA-PARTY. Alle sind erschöpft! Ich möchte so schnell wie möglich ein kühles Bad im Meer nehmen und einen kurzen Power-Nap machen. In Kürze müssen wir uns zur Siegerehrung einfinden.
DANKE SIZILIEN
Nachdem wir ein erfrischendes Bad im Meer genommen und geduscht haben, schlüpfen wir stolz in unser SPORTLER Bike Teamoutfit, bestehend aus Bike-Trikot und Bike-Shorts. Es ist so schön, auf das Podium zu steigen! Wir erinnern uns kaum noch an die ganze Anstrengung, die wir auf uns genommen haben. Ein Strom von Emotionen lässt die Mühe, den Spaß, den Schweiß, den Wind in den Haaren, die Sonne auf der Haut, den Teamgeist, den Wettbewerb, die Verbundenheit und die neuen Freundschaften vor meinen Augen abspielen. "Gemeinsam sind wir stark" ist nicht nur eine Redewendung.
Ein besonderer Dank geht an das technische und organisatorische Team, das uns auf der gesamten Strecke unterstützt hat. Wir haben uns zu jeder Zeit gut betreut und sicher gefühlt. Nicht zu vergessen, die Verpflegungsstellen, die uns die Energie gegeben haben, die wir brauchten, um weiterzumachen. Die verschiedenen Sponsoren haben wunderschöne Preise zur Verfügung gestellt, darunter einen handgefertigten, maßgeschneiderten Fahrradrahmen. Selbst die Ehefrauen der Gewinner erhielten Preise für die Unterstützung ihrer Ehemänner!
Was wir neben der Medaille mit nach Hause nehmen, ist eine Mischung aus Emotionen und dem Wunsch, im nächsten Jahr wiederzukommen! Danke Sizilien.
Interessantes zum Thema:
➤ ERNÄHRUNG UNTERWEGS: Sportgetränke und Energieriegel.
Wenn man unterwegs ist, zum Beispiel beim Fahrradtraining, ist es wichtig, dem Körper regelmäßig und in Form von Getränken und Energieriegeln Energie zuzuführen.