Das SPORTLER Team bei der Arbeit: Luca Bonfante
Hi Luca, wie kam es eigentlich zu deiner Leidenschaft fürs Trailrunning?
Ich war schon immer ein leidenschaftlicher Outdoor-Sportler, vor allem aber Radfahrer und Mountainbiker. Mit der Zeit war mir das nicht mehr genug. Ich habe meine persönliche Einstellung geändert und bin im Sport wie auch im Leben flexibler geworden. Da ich alles liebe, was mit Bergen zu tun hat, wollte ich diese in all ihren Facetten kennenlernen. Beim Trailrunning kann ich voll und ganz in diese Welt eintauchen. Mittlerweile schon seit 10 Jahren!
Unter uns Trailrunner-Freunden nennen wir uns „Gipfeljäger“, weil wir alle das Offroadfeeling und die Freiheit in der Natur lieben.
Was machst du bei SPORTLER und wie lässt sich Sport und Arbeit verbinden?
Seit nunmehr elf Jahren bin ich Store Manager der beiden SPORTLER Stores in Trient. Trailrunning gibt mir unbegrenzte Freiheit und Unabhängigkeit, sodass es ein Leichtes ist, Arbeit und Sport zu vereinbaren. Außerdem habe ich das Glück, in einer Region wie Trentino-Südtirol zu leben. Ich kann frühmorgens, abends oder gar nachts trainieren! Auch während der Mittagspause kann ich mir Zeit nehmen und mich dem Trailrunning widmen. Wie zuvor schon erwähnt: Ich liebe alles, was mit Bergen zu tun hat, vom Tourengehen bis zum Klettern. Trailrunning eröffnet mir die Möglichkeit, den Berg neu zu erleben.
Tor de Géants (TDG) gilt als der härteste Endurance Trail der Welt. Er zieht sich über 330 km und verläuft entlang der Höhenwege des Aostatals, wobei man auch auf über 3000 Metern läuft. Wie hast du dich auf Trailrennen im allgemeinen vorbereitet und wie ist der Traum entstanden, beim TDG mitzumachen?
Anfangs bin ich Rennen zu 50 km gelaufen, nach und nach habe ich die Messlatte höher gelegt, um neue Herausforderungen und Reize zu finden. Als ich bei den 90 km-Rennen angelangt war, bin ich schließlich auf ultra xlong umgestiegen.
Ich möchte meine persönlichen Grenzen austesten und überwinden. Nicht nur körperliche, auch mentale – denn der Kopf bestimmt alles. Er ist das wahre Hindernis, das es zu bezwingen gilt.
Daher war Tor Des Géants die perfekte Herausforderung für mich. Ein unglaublich hartes Non-Stop-Rennen, ein faszinierendes Tête-à-tête mit einem selbst, wo es nur darum geht, sich selbst zu schlagen. Sicherlich gab es immer wieder Schwierigkeiten, im Training oder während des Rennens – aber mit der richtigen Einstellung ist alles machbar.
Gibt es einen besonderen Moment, den du aus deinem TDG mitgenommen hast?
Ich kann dir eine Anekdote erzählen, bei der ich heute noch grinsen muss: Es war der vierte Renntag, als mir während eines Aufstiegs ein Trailrunner entgegenkam und mir zurief: „Achtung! Da vorn wimmelt es von Delfinen!“ Er hatte Halluzinationen, aufgrund der körperlichen Anstrengung und der begrenzten Erholungsphasen - etwas ganz Normales bei solchen Rennen. Ich wusste in dem Augenblick nicht wirklich, wie ich damit umgehen sollte. Ich wusste von den Halluzinationen, mir ist es bis dahin nur noch nie passiert. Also habe ich ihn beruhigt, indem ich mit ihm mitgelaufen bin, um ihn zur nächsten Labstelle zu bringen, wo sich dann die Sanitäter um ihn gekümmert haben. Nach dem Rennen hat er mich aufgesucht, um mir zu danken. Seine Erinnerungen waren sehr vage, aber er konnte sich an meine Startnummer erinnern. Das war ein sehr skurriler Moment, nichtsdestotrotz ist er ein Teil meiner Erfahrung beim Tor.
Es war ein Wechselbad der Gefühle mit vielen einzigartigen Momenten.
Nun zu einem anderen heißen Thema: der Quarantäne aufgrund des aktuellen Gesundheitsnotstands...
Luca, für Outdoor-Liebhaber wie dich scheint es nun einen kleinen Schimmer am Ende des Tunnels zu geben, aber natürlich ist der Weg zur "Normalität" noch lang. Wie verbringst du deine Tage in dieser Zeit der "erzwungenen" Ruhe? Trainierst du und wie läuft dein Training ab?
Ich denke, dass es für jeden, der wie ich Sport zu seiner Lebensart gemacht hat, nicht leicht ist, eine so lange Zeitspanne zu bewältigen, in der die Aktivitäten im Freien praktisch auf Null reduziert sind.
Was ich wirklich vermisse ist mein Lauf durch den Wald, die Farben und Düfte des Frühlings, ich vermisse die Gipfel, die in dieser Zeit mangels Tourismus noch einsam sind, vor allem vermisse ich aber das Gefühl auf meiner Haut, den kalten, warmen Wind und Regen zu spüren, all das, was mich normalerweise so lebendig macht.
Ich stehe morgens um 7 Uhr auf, mache einige Übungen, um meine Muskeln zu entspannen, dann frühstücke ich, es folgt etwa eine Stunde Hausarbeit und zwei Stunden Arbeit, danach Zeitung lesen. Vor diesem Lockdown habe ich in meiner Mittagspause oft trainiert, deshalb tue ich das auch jetzt noch, abwechselnd an verschiedenen Tagen. So widme ich mich sowohl dem aeroben Teil, z.B. mit dem Rollentrainer oder mit kleinen Heimstrecken, die mehrmals ohne Pausen wiederholt werden, als auch dem Muskel- und Core-Training. Das Schöne an all dem ist, dass man mit sehr wenigen Hilfsmitteln und ein bisschen Fantasie wirklich viel erreichen kann! Am Nachmittag noch zwei Stunden für die Arbeit und einige zukünftige Projekte, ein bisschen Social (aber nicht zu viel), ein paar Telefon- oder Videoanrufe mit Freunden. Abendessen gegen 20 Uhr und anschließend ein Film oder ein Buch.
Folgst du einem bestimmten Ernährungsplan um deine Form zu halten?
Natürlich wäre es unter den gegebenen Umständen irrsinnig zu denken, dass ich, wenn ich wieder mit dem Laufen beginne, mir nichts dir nichts mit Leichtigkeit 50/100km schaffe! Zum Glück habe ich die richtige Einstellung mit dieser Situation umzugehen und auf körperliche Fitness zu achten. Ich hab mich bis jetzt noch nie so sehr dem Fitness- bzw. Hometraining gewidmet. Ich halte mich dabei aber nicht an bestimmte Ernährungstabellen oder starre Trainingspläne, ich versuche lediglich, die für mich richtige Wahl zu treffen und Übertreibungen zu vermeiden.
Abschließend noch eine Frage: Inwieweit haben sich deine nächsten Ziele und sportlichen Herausforderungen verändert, angesichts der Zeit, die Italien und die ganze Welt lahmlegt?
Aktuell über Wettkampfziele in dieser Saison nachzudenken ist wirklich schwierig. Die Rennen wurden bis Juni fast vollständig gestrichen, und danach weiß niemand, wie und ob es weitergeht. Ich für meinen Teil schaue weiter voraus und betrachte dieses Jahr 2020 als ein Übergangsjahr, in dem ich mich gut auf 2021 vorbereiten kann, wobei ich vielleicht schon für Januar einige Termine plane.
Ich denke, Sportler kommen mit Extremsituationen allgemein besser zurecht. Sie haben Ziele und verfolgen diese mit Hartnäckigkeit und Konsequenz. Sie stellen sich schwierigen Herausforderungen mit der nötigen Konsequenz!